Oben bleiben! – Ein Experiment – Winterrudern mit Rettungsweste

Text: Marius Priebe

Nach der alljährlichen Mail von Heinrich zum Winterruderanfang, in der er über die Gefahren einer Kenterung bei kalten Wassertemperaturen aufklärt, habe ich auch dieses Jahr mal wieder schuldbewusst gegoogelt:
Wie viel kosten diese speziellen Ruder-Rettungswesten von Secumar? Das Ergebnis – rund 130€ – ist deutlich oberhalb meiner Spontankaufschwelle und sowieso – eigentlich fällt man ja doch nicht ins Wasser, zumindest nicht im Gig-Boot, oder? Die Mitfahrer und Mitfahrerinnen der Wanderfahrt in Holland dürfen an dieser Stelle kurz schmunzeln.

Bei der Freischwimmerausbildung lernen wir, dass wir uns abkühlen sollen, bevor wir in kühleres Wasser gehen. Wir wissen um die Gefahren und dass es nichts damit zu tun hat, Schwimmen zu können. Und wie machen es die anderen? Auf Segelbooten gehören Rettungswesten selbstverständlich zur Ausstattung und für einen Segelturn auf der Adria habe ich extra eine Automatikweste (also eine selbstaufblasende Rettungsweste) erworben.

Warum also nicht mal ein Experiment wagen? Gesagt getan, in einem Zweier zogen Ronald und ich eines Novembersonntags unsere Segelrettungswesten an und fuhren nach Bergheim und zurück. Das Ergebnis war eindeutig: Selbst die normalen Automatikwesten schränken uns in keiner Weise ein! Darum sind unsere Westen jetzt jeden Wintertag, an dem wir aufs Wasser gehen, unsere ständigen Begleiter. Im Übrigen bekommt ihr einfache, selbstaufblasende Rettungswesten schon für die Hälfte der vielzitierten Spezialrettungswesten.

Ich möchte noch eine Rechnung aufmachen: Mein Fahrradhelm kostete etwas mehr als diese Weste des Marktführers. Ich besaß bereits mehrere Fahrradhelme und habe noch keinen davon im Ernstfall gebraucht – mit vielen Versicherungen verhält es sich übrigens ganz ähnlich. Und genau wie mit dem Fahrradhelm und den Versicherungen habe ich mit der Weste keine Garantie auf einen glimpflichen Ausgang eines Unfalls. Aber es gibt mehrere, sehr konkrete Gefahren, vor denen sie mich schützt, primär vor dem Ertrinken infolge eines Kälteschocks (und das, selbst wenn ich ohnmächtig werde). Praktisch gesehen ist diese Weste für mich wie eine Versicherung oder mein Fahrradhelm: Meist merke ich sie kaum, sie kostet eigentlich nur ein bisschen Geld und dafür weiß ich ganz genau, dass ich deutlich höhere Überlebens-Chancen im Ernstfall habe. Und das ohne nervigen Kinnriemen und ätzenden Papierkram :-).

Mein Fazit: Probiert es mal! Es gibt vier Westen in der Bootshalle beim Fahrtenbuch – nutzt sie. Und wenn meine Überlegungen Euch nicht überzeugen konnten, dann zieht sie erst recht einfach mal an und rudert damit – so könnt Ihr danach zumindest mitreden und -diskutieren! Viel Freude auf dem Wasser zu jeder Jahreszeit, kommt gesund wieder am Steg an und egal was passiert: Oben bleiben!

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